Wie Agilität Innovation verhindert
Agility & Culture | 30 min | Deutsch
FR | 12:00 | BAHNHOF PAULI
Der agile Ansatz sieht vor, dass ein Produkt frühzeitig ausgeliefert und inkrementell weiterentwickelt wird. Eine konzeptionelle Phase vor Beginn der eigentlichen Entwicklung ist nicht oder nur rudimentär vorgesehen. Dies birgt jedoch die Gefahr, dass Innovationen jenseits kleiner Produktoptimierungen nicht entstehen können. Ausgangspunkt ist vielmehr der aktuelle Entwicklungsstand, der in kurzen Iterationen verbessert werden soll. Disruptive Innovation ist so kaum möglich.
Innovation erfordert eine konzeptionelle Phase und den Mut, über einen längeren Zeitraum ein Produkt zu entwickelt, dass (noch) nicht den Funktionsumfang und die Qualität bestehender Lösungen aufweist. Daraus ergibt sich ein Spannungsfeld für die Entwicklung von Innovationen in einem dynamischen Umfeld mit großer Unsicherheit hinsichtlich der Anforderungen und deren Umsetzung:
• Innovationen müssen durchdacht sein, dürfen aber nicht überspezifiziert werden.
• Innovationen benötigen eine Zeit der Inkubation, müssen dann aber in die reguläre Produktentwicklung einfließen.
Dieses Spannungsfeld stellt Unternehmen vor großen Herausforderungen. Agile Grundsätze und Prinzipien sind hierbei durchaus hilfreich. Für innovative Entwicklungen muss jedoch die beim agilen Ansatz übliche klare Trennung zwischen dem Was – definiert und priorisiert durch den Product-Owner – und dem Wie – selbstorganisatorisch festgelegt durch das Entwicklungsteam – teilweise überwunden werden. Innovation ist nur dann erfolgreich, wenn einerseits Kundenperspektive und fachliche Anforderungen und andererseits neue Technologien und Verfahren zusammen betrachtet werden.
Der Beitrag beschreibt, wie sich die Rolle des Product-Owners und des Entwicklungsteams bei Innovationsvorhaben gegenüber agilen Entwicklung ohne Innovationsanspruch verändern sollte und nach welchen Kriterien bewertet werden kann, ob der Umfang der Konzeption angemessen ist.
Gunnar Harde
Automotive Quality Institute GmbH
Nach dem Studium der Physik in Oldenburg und Dunedin (Neuseeland) arbeitete Gunnar Harde als IT-Berater, Manager von IT-Projekten und als Product-Owner in verschiedenen Beratungsunternehmen und Forschungsinstituten. Er ist zertifizierter ScrumMaster (CSM), Scrum-Product-Owner (CSPO) und Scrum-Professional (CSP-PO). Gunnar Harde verantwortet heute als Mitarbeiter des Automotive Quality Institute und Experte für agile Softwareentwicklung u. a. Projekte mit der Schwerpunkt Agilität im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie (VDA).